Frau des Monats Dezember 2018: May Ayim

01.Dezember 2018 | Frau des Monats

May Ayim

Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung

  • geboren am 3. Mai 1960 in Hamburg
  • gestorben am 9. August 1996 in Berlin

May Ayim wurde nach ihrer Geburt in ein Heim gegeben und kam mit eineinhalb Jahren zu einer Pflegefamilie nach Münster. Die leibliche Mutter verweigerte jeglichen Kontakt zu ihrer Tochter, deren Vater der Ghanaer Emmanuel Ayim war.

Dieser besuchte das Mädchen mehrmals bei der Pflegefamilie Opitz, später traf May auch ihren Großvater in Ghana. Nach der Schule absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwesternhelferin und studierte anschließend in Regensburg Pädagogik.

Ab 1984 lebte sie in Berlin, wo sie eine Ausbildung zur Logopädin machte und als Lehrbeauftragte an mehreren Hochschulen arbeitete. Hier lernte sie auch die afroamerikanische Schriftstellerin und Feministin Audre Lorde und andere Aktivistinnen der internationalen schwarzen Frauenbewegung kennen. In Vorträgen und Gedichten prangerte sie den strukturellen Rassismus an.

Ihre Gedichte führte sie als eine Art Performance auf. Grundlage war ein Sammelsurium von Wörtern und Redewendungen des deutschen Alltagsrassismus, über die sie sich wegen deren Absurdität lustig machte.

Das Buch „Farbe bekennen“, gab sie 1986 noch unter dem Namen May Opitz mit Katharina Oguntoye und Dagmar Schultz heraus. Erstmals begaben sich schwarze deutsche Frauen auf gemeinsame Spurensuche und fanden ihre Identität als Afrodeutsche Community. Im selben Jahr wurde der Verein „Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland“ gegründet.

1995 kam ihr Gedichtband „blues in schwarz-weiss“ im Orlanda Frauenverlag heraus.

1996 erlitt May Ayim nach wochenlanger psychischer, emotionaler Belastung und steigender Arbeitsbelastung eine psychotische Episode und verbachte daraufhin zwei Aufenthalte in einer psychiatrischen Klinik. Dort wurde May Ayim der Verdacht auf Multiple Sklerose mitgeteilt, es handelte sich jedoch nicht um eine sichere Diagnose. Am 9. August 1996 entschied May Ayim sich dazu, ihr Leben zu beenden.

May Ayim stürzte sich von einem Hochhaus. Sie ist auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin bestattet. Nach ihrem Tod erhielt sie zahlreiche Ehrungen. Sie wurde in die Anthologie „Daughters of Africa“ aufgenommen. 1997 porträtierte sie Maria Binder in dem Film „Hoffnung im Herz“.

2004 wurde der „May Ayim Award“, der erste Schwarze Deutsche Internationale Panafrikanische Literaturpreis verliehen.

2009 wurde das Gröbenufer in Berlin in May-Ayim-Ufer umbenannt und eine Gedenktafel aufgestellt.

2018 ehrte Google Deutschland die Aktivistin mit einem eigenen Doodle.

Bildquelle:

Thenjiwe Niki Nkosi, Südafrika, May, 2015, „Heroes“ Series, http://thenjiwenkosi.com

Zur Verfügung gestellt vom Orlanda Verlag. Herzlichen Dank!
 

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