Frau des Monats August 2017: Mathilde Franziska Anneke

01.August 2017 | Frau des Monats

Mathilde Franziska Anneke

geb. Giesler, gesch. von Tabouillot 

3. April 1817 auf Gut Ober-Leveringhausen (oder Lerchenhausen), Gemeinde Haßlinghausen – 25. November 1884 in Milwaukee, Wisconsin, USA

 

“Es gilt …, die Stellung des Weibes innerhalb der Gesellschaft zu vertreten. Es gilt die äußeren Rechte des Weibes gegen die Gewalten dieser Erde offen zu verteidigen!”

Nach ihrer Scheidung und dem Zuspruch der alleinigen Schuld und dem alleinigen Sorgerecht zieht Anneke nach Münster um für sich und ihre Tochter zu sorgen. Anneke versucht ihre kleine Familie mit Veröffentlichungen durchzubringen, unteranderem bringt sie zwei „Gebetsbücher für die christ-katholische Frauenwelt“ heraus. Von der Literatin Droste-Hülshoff wurde sie gemieden, sie äußerte sich Anneke gegenüber: “…die Tabouillet würde mich ganz aussaugen an Beutel, Geist und Körper. Sie ist nämlich blutarm und muß sich und ihr Kind allein mit Schriftstellerei ernähren, kann nichts anderes, hat keine Kenntnisse zum Unterricht geben und kein Geschick zu arbeiten…”.

Vor ihrer Zeit in Münster pflegte sie eine romatische Freundschaft mit Klementine. Diese „romantic frienships“ zwischen Frauen sind für Europa, England und den USA im 18. Und 19. Jahrhundert nicht unüblich. Sie werden vielfach dokumentiert, archiviert und gepriesen.

Als Klementine verstarb wollte sie ihr Vermögen an Anneke vererben, doch da Anneke zu diesem Zeitpunkt bereits ihren Glauben aufgeben hatte, weigerten die katholischen Bischöfe sich, ihr das Erbe auszuzahlen.

Konfrontiert mit gesellschaftlicher Ablehnung der in Münster lebenden Menschen, der entwürdigenden Armut und der „[…] Diskriminierung als Frau von Seiten der Justiz- verwandelte sich die königstreue, schwärmerisch katholische Bürgerstochter allmählich in eine demokratisch gesinnte Freidenkerin […]“  Über die erste Seite des von ihr herausgebenden Gebetsbuches schreibt sie:“ Von den Göttern, die der Mensch in seiner Not erschuf.“ (1)

In liberalen Debattierclubs trifft sie auf Fritz Annneke, ab 1847 ihr Ehemann. Ihre Wohnung in Köln wird zum Kernplatz der politischen Diskussion, neben beispielsweise Karl Marx waren auch Georg und Emma Herwegh, Ida und Ferdinand Freiligrath, häufige Gäste. Doch Anneke diskutierte nicht nur, sie schrieb auch. Mit ihrer 1847 veröffentlichten Streitschrift: Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen erregte sie Aufsehen. 1848 wird ihr Mann als Oppositioneller verhaftet und Anneke übernimmt die Redaktion der gemeinsam geplanten, als Sprachrohr der Kölner ArbeiterInnen gedachten Neuen Kölnischen Zeitung, bis diese der Zensur zum Opfer fällt. Daraufhin gibt sie ihre eigene revolutionäre Frauen-Zeitung heraus, die erste deutsche Frauenzeitung, die allerdings nach zwei Nummern auch verboten wird.“

Anneke versteht Frauenrechte als einen Teil der Menschenrechte und versucht neue Anhängerinnen zu motivieren, sich mit zu engagieren.

Die beiden leben ab 1859 getrennt, jedoch lassen sie ihr Eheverständnis nicht aufheben und verbleiben und einem netten Miteinander. Im Alter von 67 Jahren starb Mathilde Franziska Anneke in Milwaukee.

 

 

Bildquelle:

Wikipedia

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