Frau des Monats September 2019: Toni Morrison

02.September 2019 | Frau des Monats

Toni Morrison (geb. Chloe Ardelia Wofford)

Geboren am 18.02.1931 in Lorian, Ohio
Gestorben am 05.08.2019 in New York City

Eine der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftstellerinnen
Nobelpreisträgerin für Literatur

Toni Morrison wurde als zweites von vier Kindern des Ehepaares Ramah und George Wofford in der Industriestadt Lorain, Ohio geboren. Beide Eltern kamen aus der Arbeiterklasse in den Südstaaten der USA.
Als Morrison zwei Jahre alt war, steckten die Vermieter das Haus in Brand, weil die Familie die Miete nicht zahlen konnte. Doch statt wütend oder verzweifelt zu sein, nahmen es ihre Eltern mit Humor. So lernte das Mädchen schon früh, wie man seine Würde trotz schrecklicher Ereignisse bewahren kann.
Traditionelle afroamerikanische Volksmärchen, Geistergeschichten und Lieder weckten ihre Liebe zur Literatur. Schon als Kind war sie eine Vielleserin – zu ihren Lieblingsautorinnen zählten u.a. Jane Austen und Leo Tolstoi.

1949 begann Morrison ein Studium der Anglistik an der Howard University in Washington D.C. und wechselte dann an die renommierte Cornell University. Nach Lehrtätigkeiten für englische Literatur an verschiedenen Universitäten zog sie mit ihren zwei Söhnen nach New York. Ihre Ehe mit dem Architekten Howard Morrison war 1964 geschieden worden.

Von 1965 bis 1983 war sie beim Verlag Random House u.a. als Cheflektorin für afroamerikanische Literatur sehr erfolgreich. Sie setzte sich für das Bekanntwerden schwarzer Autor_innen ein und gab Bücher z.B. von Toni Cade Bambara und der Bürgerrechtlerin Angela Davis heraus.

1970 erschien ihr erster Roman „The Bluest Eye“ (Sehr blaue Augen), in dem der verinnerlichte Rassismus eines afroamerikanischen Mädchens thematisiert wird, das sich sehnlichst wünscht, eine Weiße zu sein. Der literarische Durchbruch gelang Morrison 1973 mit „Sula“, einem Roman über die Freundschaft zweier junger Frauen. Die 1974 von ihr publizierte Anthologie „The Black Box“ über die 300jährige Geschichte schwarzer Menschen in den USA fand große Beachtung.

1984 folgte sie einem Ruf der State University of New York und nahm auch mehrere Gastprofessuren wahr. Von 1989 bis 2006 war sie Professorin für Geisteswissenschaften an der Elite-Universität Princeton, wo sie später Direktorin des Instituts für afro-amerikanische Studien wurde.
Ihr fünfter Roman „Beloved“ von 1987 (Menschenkind) erinnert an das Schicksal von 60 Millionen Menschen, die in der Sklaverei umkamen. Die Protagonistin Sethe bringt ihre kleine Tochter um, damit diese nicht den Sklavenfängern in die Hände fällt, basierend auf dem Fall der Kindsmörderin Margaret Garner. 1988 erhielt sie den Pulitzer Preis für dieses Meisterwerk der amerikanischen Gegenwartsliteratur.

1993 wurde Toni Morrison als erste Afroamerikanerin mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Sie habe „dem schwarzen Amerika seine vergessene und verdrängte Geschichte zurückgegeben“ hieß es in der Begründung.

Über die gespaltene Gesellschaft in den USA äußerte sie sich wiederholt in Interviews und unterstützte Barack Obama bei seinen Präsidentschaftswahlen. Nach der Wahl von Donald Trump gab Morrison 2017 ihren Essayband „The Origin of Others“ (Die Herkunft der anderen) heraus. Angesichts der zunehmenden rassistischen Tendenzen in der Politik schreibt die Autorin hier über Rasse, Rassismus und Massenbewegungen.

Toni Morrison zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autorinnen der Vereinigten Staaten. Zentrales Thema ihrer Romane und Essays ist stets der strukturelle Rassismus in ihrem Heimatland. Oft stehen starke Frauenfiguren im Vordergrund ihrer Romane.
Sie verfasste auch Kinderbücher, Liedtexte und Bühnenwerke.

Nach kurzer Krankheit starb Toni Morrison am 05. August 2019 in ihrem Haus in Rockland County, New York. Sie wurde 88 Jahre alt.

Bildquelle:

Wikipedia

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