Frau des Monats Juni 2019: Asja Lācis

01.Juni 2019 | Frau des Monats

Asja Lācis

Asja Anna Ernestowna Lācis, geborene Liepiņa, war eine lettische Schauspielerin, Regisseurin und Theaterleiterin.

Geboren am 19.10.1891 in Ligatne/Lettland

Gestorben am 21.11.1979 in Riga

 

Asja Lācis ging als Arbeiterkind auf ein Privatgymnasium in Riga. Anschließend studierte sie von 1912 drei Semester an der ersten für Frauen zugänglichen Hochschule in St. Petersburg im Bereich der Psychoneurologie. Schon damals war sie vom Theater begeistert, weshalb sie schließlich in Moskau Theater- und Filmwissenschaft studierte.

In der russischen Stadt Orjol gründete sie ein proletarisches Kindertheater und betrieb Theaterarbeit mit verwahrlosten Kindern und Kriegsopfern. Dabei integrierte sie eine Improvisationsmethode, mit der sie die Fantasie der Kinder nutzte.

1922 ging Lācis nach Berlin und lernte dort die Theaterszene kennen. Sie kam in Kontakt mit Walter Benjamin und Bertolt Brecht, die sich auf ihre Initiative hin 1924 trafen. Asja Lācis freundete sich mit Walter Benjamin an. Er schrieb einen Aufsatz über ihr Programm des proletarischen Kindertheaters und verhalf Lācis damit zu mehr Popularität in der Szene. 1925 spielte Asja Lācis in Die Kameliendame am Deutschen Theater unter der Regie ihres späteren Ehemanns, des Regisseurs und Theatertheoretikers Bernhard Reich. 1928 wurde sie Filmressortleiterin bei der Handelsabteilung der Sowjetischen Botschaft in Berlin.

In den nächsten Jahren unterstützte sie Ernst Toller und Erwin Piscator auf ihren Reisen in die Sowjetunion. So übernahm sie die Regieassistenz von Piscator bei der Verfilmung von Anna Seghers’ Novelle Aufstand der Fischer von St. Barbara. Außerdem trug sie dazu bei, Brecht in der Sowjetunion bekannter zu machen. 1932 immatrikulierte sie sich an der Drehbuchautoren-Fakultät im Sowjetischen Kino-Institut in Moskau und im folgenden Jahr übernahm sie dort die Regie am lettischen Theater Skatuve (lettisch: Bühne).

Anfang 1938 wurde Lācis verhaftet und im Gefängnis in Butyrki zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Kasachstan verurteilt. Ihr wurde vorgeworfen, Teil einer geheimen, faschistischen national-lettischen Organisation am Skatuve Theater in Moskau zu sein. Die Mehrheit der Mitglieder am Skatuve wurde fälschlicherweise angeklagt, hingerichtet oder in Gulags inhaftiert.

Mitte der 1950er Jahre nahm sie wieder Kontakt zu Brecht und Piscator auf und setzte als Regisseurin auf lettischen Bühnen Brecht durch. Sie trat 1956 in die Kommunistische Partei der Sowjetunion ein. Nach ihrer Pensionierung 1958 war sie als Theaterkritikerin tätig. Asja Lācis starb 1979 in Riga. Zwei Jahre nach ihrem Tod erschien ihre Autobiographie Die rote Nelke.

Bildquelle:

Flickr/ Jack Landes

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